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10 Ottobre 2024 18:45

Date: Wed, 5 Nov 2008 00:55:38 +0100
>> From: Sabine Kebir
>> To: Rita Monaldi Francesco Sorti
>> Subject: PEN-Info
>>
>> Liebe Rita, lieber Francesco,
>> leider konnte ich es wegen ständiger Reisen nicht früher schaffen, eine
>> Info für den PEN über euren Fall zu schreiben. Hier unten ist sie. Ich setze
>> mich dafür ein, dass der PEN auch etwas auf seine Web-Seite bringt.
>> Ich versuche auch, etwas im `Freitag` darüber zu machen und freue mich,
>> wenn wir in Kontakt bleiben. Das Problem der informellen Zensur stellt sich
>> auch für deutsche Autoren immer gravierender.
>> Beste Grüße – Sabine Kebir
>> Betr. PEN-Auftrag: Pressekonferenz Monaldi/Sorti am 17. 10. 08 in
>> Frankfurt
>>
>> Am 17. Oktober 2008 nahm ich im Auftrag des Präsidiums während der
>> Frankfurter Buchmesse an der Pressekonferenz dreier Verlage (eines
>> Spanischen, eines Deutschen und eines Türkischen) teil, die den neuen
>> historischen Roman ´Die Zweifel des Salai` des italienischen
>> Autorenpaars Rita Monaldi / Francesco Sorti in den jeweiligen Ausgaben
>> vorstellten. Sie hatten den PEN gebeten, zum Problem der Verbannung Monaldis
>> und Sortis vom italienischen Buchmarkt öffentlich Stellung zu nehmen – wozu
>> sich keines der beiden dortigen PEN-Zentren
>> bisher entschließen konnte.
>> Resümee der Vorgänge:
>> 2002 erschien bei Mondadori Monaldi/Sortis historischer Roman
>> ´Imprimatur`, in dem es u. a. um eine Dekonstruktion des allzu positiven
>> Bildes von Innozenz XI geht. Monaldi/Sorti präsentierten Dokumente, wonach
>> er nicht nur ein sehr reges Geschäftsleben zu seinen eigenen
>> Gunsten geführt hat. Seine Habgier brachte ihn sogar dazu, seinen Einfluss
>> dahingehend geltend zu machen, dass der bei ihm schwer verschuldete
>> Protestant Wilhelm von Oranien König von England wurde und dadurch seine
>> Schulden zurückzahlen konnte. Dadurch ist aber England
>> dem Katholizismus verloren gegangen.
>>
>
>> Was Monaldi/Sorti beim Erscheinen ihres Buches nicht wussten: Der Vatikan
>> hatte ein Verfahren begonnen, das zur Heiligsprechung Innozenz XI führen
>> sollte, der 1683 mit viel Geld die Schlacht der Christenheit gegen die
>> Türken vor Wien unterstützt hatte, ein Unternehmen, das
>
>> wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem aktuellen Konflikt mit dem Islam
>> stand. Der Roman, dessen dokumentarische Grundlage offensichtlich nicht in
>> Frage gestellt werden konnte, vereitelte dieses Vorhaben. Aber obwohl er
>> sich gut verkaufte, lehnte Mondadori eine
>
>> entsprechende Nachauflage ab und strich das Buch aus seinen Katalogen.
>> Nicht nur Mondadori, sondern auch alle anderen bedeutenden italienischen
>> Verleger, bei denen die Autoren es versuchten, lehnten die Neupublikation
>> des Buchs und auch ihre danach geschriebenen Romane
>
>> ab. Sie sind in der Zwischenzeit aber Bestseller in vielen anderen Ländern
>> geworden, darunter auch im katholischen Spanien. Für die italienische
>> Version von ´Imprimatur` wurde ein holländischer Verlag gefunden, bei dem
>> italienische Interessenten das Buch bestellen können.
>
>> Der Grund scheint im Berlusconi-Monopol zu bestehen, das die Medienwelt
>> beherrscht. Berlusconi besitzt auch den Mondadori-Verlag.
>
>> Die schrecklichste Nachricht ist, dass Verlage in Ungarn, Russland und
>> Portugal, die Verträge mit Monaldi/Sorti über ihre Bücher abgeschlossen
>> hatten, plötzlich aus den Verträgen ausstiegen, ohne die großen Vorschüsse
>> zurückzuverlangen. Wenig
>
>> später erschienen in den betreffenden Verlagen mehrere Bücher auf der
>> Basis von Mondadori-Lizenzen.
>>
>
>> Es besteht also Verdacht auf eine ziemlich perfide Form von informeller
>> Zensur, die nicht nur Italien, sondern Europa betrifft und angeht. Sie
>> ähnelt durchaus den Formen von Staatsintervention in die Kultur, die im
>> ehemaligen Ostblock herrschte und auch
>
>> dem, was Frau Swetlana Alexijewitsch auf der Pressekonferenz des PEN am
>> 16. Oktober 2008 in Frankfurt über den Boykott ihrer Bücher in Weißrussland
>> erzählte.
>
>> Die Autoren werden zwar nicht ihrer Freiheit beraubt, trotzdem ziehen sie
>> es z.Z. auch aus Sicherheitsgründen vor, hauptsächlich in Wien zu leben.
>> Bedroht ist aber vor allem das freie Wort in dem Land, für das die Autoren
>> in erster Linie schreiben. Ich fand es daher angebracht, in
>
>> meinem statement aus der PEN-Charta zu zitieren: „Der PEN steht für
>> ungehinderten Gedankenaustausch innerhalb einer jeden Nation und zwischen
>> allen Nationen. Seine Mitglieder verpflichten sich, jede Art der
>> Unterdrückung der freien Meinungsäußerung in ihrem Lande, in der
>
>> Gemeinschaft, in der sie leben, und wo immer möglich auch weltweit
>> entgegenzutreten. Der PEN erklärt sich für die Freiheit der Presse und
>> widersetzt sich jeglicher Zensur. Freie Kritik gegenüber Regierungen,
>> Verwaltungen und Institutionen ist die unabdingbare Voraussetzung für
>
>> jede positive kulturelle, wirtschaftliche und politische Entwicklung.“
>
>>
>
>>Sabine Kebir